Conroy-Dokumente/Vorwort

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Was auf den nachfolgenden Seiten zu finden ist, betrifft Wahrheiten, welche die Erhabene Gesellschaft der Magie und Imaginärwelten offensichtlich im Verborgenen zu halten versucht. Nicht vor der breiten Öffentlichkeit, die sie ihren Grundsätzen gemäß auf ebendiese Weise zu schützen hat, sondern vor ihren eigenen Mitgliedern, die sich aus freien Stücken entschieden haben, die Last des Wissens zu tragen. Dass solche Geheimnisse existieren - und, wie es scheint, über fast die gesamte Geschichte der Organisation existiert haben - halte ich für einen schweren Bruch des Vertrauens, das wir als Magier und Wissenschaftler des Übernatürlichen dem Posten des Direktors unserer Gesellschaft entgegenbringen. Es heißt, uns wird gegen die Pflicht der Geheimhaltung das Privileg der Wahrheit gewährt, doch welchen Wert hat dieser implizite Vertrag zwischen der Gesellschaft und ihren Mitgliedern, wenn die "Wahrheit" doch nur aus den vereinzelten Fragmenten besteht, welche jene an der Spitze für angemessen befinden? Aus diesem Grund führt für mich kein Weg daran vorbei, alles, was ich in dieser Hinsicht in Erfahrung bringen konnte, mit der in das Übernatürliche eingeweihten Welt zu teilen.

Mein erster Hinweis auf die Täuschung, der wir alle unterliegen, kam aus meiner eigenen Forschung, in der ich mich mit einer neuen, strukturierteren Modellierung des Einflusses übernatürlicher Phänomene auf unsere Realität befasste. Die theoretischen Grundlagen hatte ich über viele Jahre in meiner Freizeit alleine ausgearbeitet, doch als ich schließlich ein Manuskript bei der Voltaire-Bibliothek einreichte, um meine Ergebnisse überprüfen und veröffentlichen zu lassen, begannen plötzlich seltsame Dinge zu geschehen. Die von mir eingereichten Dokumente gingen mehrmals durch Probleme im bürokratischen Prozess verloren. Kollegen, mit denen ich zu dem Thema Kontakt aufnahm, bekamen neue, für mich schlechter erreichbare Arbeitsplätze zugewiesen. Und auch ich selbst sah mich plötzlich mit wichtigen und spannenden Forschungsprojekten überhäuft, die meine Beteiligung wünschten. Es war fast so, als versuchte die Welt selbst mich durch diese Verkettung von Zufällen davon abzubringen, weiter Zeit in das von mir ausgearbeitete Modell zu investieren. Auch ich erkannte anfangs keine böse Absicht hinter dieser Mischung aus glücklichen und unglücklichen Ereignissen, die sehr indirekt die Richtung meiner Arbeit beinflussten, doch irgendwann war mein Glaube an Zufall erschöpft. Ein Teil von mir begann zu fragen: War es wirklich die Welt? Oder war es jemand, der die Stränge der Welt zog, in der ich lebte und forschte?

Getrieben von diesem Gedanken trat ich, obwohl ich mich zu diesem Zeitpunkt kaum vor Arbeit retten konnte, in die Fußstapfen unseres ehrenwerten Gründers und hörte mich unauffällig in der Gesellschaft um, ob vielleicht auch andere ähnliche Erfahrungen gemacht hatten. Tatsächlich stieß ich auf einige Fälle, sowohl gegenwärtig als auch vergangen, und aus dem, was ich über die Themen der betroffenen Arbeiten in Erfahrung bringen konnte, ließen sich schemenhaft die Umrisse jener Gebiete ablesen, die irgendjemand mit großem Einfluss in unserer Magischen Gesellschaft offenbar nicht weiter erforscht sehen wollte. Sowohl meine eigene Arbeit als auch die Ergebnisse aus diesen heimlichen Untersuchungen sind vollständig in den vorliegenden Dokumenten enthalten, und das allein ist wohl genug Grund, ihre Veröffentlichung durch jegliche offiziellen Kanäle unmöglich zu machen.

Aber selbst wenn das nicht der Fall wäre, würde der Rest des beigelegten Materials zweifellos ein Problem darstellen. Schließlich handelt es sich dabei um nie für die Öffentlichkeit bestimmte Schriftstücke, die ich mir auf klar rechtswidrige Weise zu Eigen gemacht habe, um den wachsenden Verdacht endgültig zu belegen. Und meines Erachtens stellen die hierin enthaltenen Informationen in der Tat einen unwiderlegbaren Beweis für meine Anklage dar.

Wohl wissend, dass die Gesellschaft nie und nimmer diese Dokumente veröffentlichen wird, habe ich sie dennoch über den ordentlichen Amtsweg bei der Voltaire-Bibliothek eingereicht. Wenn Sie, Direktor McLee, nun also diese Zeilen lesen, möchte ich nur folgenden Appell an Sie stellen: Sagen Sie uns, den Mitgliedern Ihrer Magischen Gesellschaft, die Wahrheit. Die ganze Wahrheit. Wenn Sie nur das tun, werde ich gerne jede Strafe für mein kriminelles Handeln bei der Beschaffung dieser Informationen akzeptieren. Doch solange das nicht geschehen ist, werde ich mich - zusammen mit meinem gesamten Wissen - nach Kräften Ihrem Einfluss entziehen.

Dr. Douglas Conroy, MA Inv.
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